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Schiffe werden im Containerhafen beladen.

Duisburger Hafen: China-Ausstieg offenbar nicht wegen politischen Drucks

Stand: 30.10.2022, 13:00 Uhr

Der überraschende Rückzug der chinesischen Reederei Cosco am Duisburger Hafen soll nach WDR-Informationen wirtschaftliche Gründe haben. Die Initiative dazu soll demnach von den Gesellschaftern ausgegangen sein.

Es war das Prestigeprojekt am Duisburger Hafen: ein klimaneutrales Terminal, finanziert mit 100 Millionen Euro Investitionen. Der Spitzname "China-Terminal" ist aber spätestens seit dieser Woche hinfällig, denn mittlerweile ist klar: Die chinesische Staatsreederei Cosco hat sich klammheimlich aus dem Projekt verabschiedet.

Der Rückzug Coscos soll laut WDR-Informationen nicht von chinesischer Seite, sondern von den übrigen Gesellschaftern, also auch dem Duisburger Hafen initiiert worden sein. Die Gründe sollen rein wirtschaftlicher Natur sein.

Hafen und Land thematisieren Ausstieg nicht öffentlich

Neuer Containerterminal, der am Duisburger Hafen gebaut wird

Neuer Containerterminal am Duisburger Hafen im Bau

Laut Handelsregister schied Cosco bereits im Juni aus dem Projekt aus. Weder der Hafen noch das Land thematisierten das öffentlich - und das, obwohl die Kooperation mit dem chinesischen Staatskonzern in den vergangenen Wochen mehr und mehr in die Kritik geraten war, etwa im Zuge der geplanten chinesischen Investitionen am Hamburger Hafen und vor dem Hintergrund der Drohungen Chinas, die Insel Taiwan einzunehmen.

Die Duisburger Hafengesellschaft Duisport erklärte am Dienstag schriftlich, man habe über die Hintergründe des Ausstiegs Stillschweigen vereinbart. Der Sinologe Andreas Fulda von der Universität Nottingham sieht darin ein typisches Muster: "Eine gescheiterte Kooperation ist immer auch ein Gesichtsverlust." Es sei üblich, dass auf chinesischer Seite immer nur positive Nachrichten kommuniziert und schlechte Entwicklungen verschwiegen werden. Daran dürften sich deutsche Unternehmen nicht beteiligen, fordert Fulda.

NRW will China-Beziehungen neu bewerten

Rund 1000 Unternehmen in NRW sind teilweise oder komplett in chinesischer Hand. Das Handelsvolumen mit der Volksrepublik lag im vergangenen Jahr bei fast 48 Milliarden Euro. Doch die Euphporie scheint vorbei. Zu groß ist die Angst, sich ein weiteres Mal zu abhängig zu machen von einer unberechenbaren Diktatur.

Das zeigt sich auch bei der Wirtschaftsförderung. Die NRW-Landesregierung hat über ihre Plattform "NRW.Global Business" lange Zeit chinesische Investitionen unterstützt. Fünf von 16 Auslandsbüros der Landesgesellschaft sind in China. Doch jetzt teilte das Wirtschaftsministerium auf WDR-Anfrage mit, man strukturiere das Angebot von "NRW.Global Business" in China neu. Die Aktivitäten sollen strategischer ausgerichtet werden. Gleichzeitig sollen NRW-Unternehmen dabei unterstützt werden, neue Märkte und Lieferketten zu generieren.

China Investitionen in NRW im Fokus

Der Verfassungsschutz warnte zuletzt deutlich vor dem wachsenden Einfluss chinesischer Unternehmen in Deutschland. Doch in NRW sorgt schon der nächste China-Deal für Diskussionen. Der Dortmunder Halbleiterhersteller Elmos stellt Chips für die Automobilindustrie her. Die Produktion soll an ein Tochterunternehmen eines chinesischen IT-Dienstleisters verkauft werden. Die Bundesregierung will den Deal prüfen.

NRW Ministerpräsident Hendrik Wüst nennt die wirtschaftlichen Handelsbeziehungen zu China grundsätzlich konstruktiv. Dennoch müsse man den politischen Veränderungsprozess in China ernst nehmen: "Gerade bei kritischer Infrastruktur, sensiblen Technologien und sensiblen Beteiligungsfragen müsse man sehr viel achtsamer sein."

Am Duisburger Hafen bedeutet das: China bleibt zwar ein wichtiger Partner. Die Hafengesellschaft betont aber, sich international breit aufstellen zu wollen, um sich nicht in wirtschaftliche Abhängigkeiten zu begeben.